Allgemeine Informationen
In den Dolomiten wurde gleich mehrfach Alpingeschichte geschrieben. Die europäische Kletterwelt blickte in den 1920er und 1930er Jahren auf Norditalien, wo sich die größten Bergsteiger der Zeit die Klinke in die Hand gaben. Wie in der Kletterhistorie teilweise falsch dargestellt, zeigen 2 Beispiele aus den Jahren 1910 und 1932. Laut der gängigen Bergsteigerliteratur soll Emil Solleder 1925 als erster Mensch eine Route im 6. Grad geklettert sein, und das nicht an irgendeinem niedrigen Felsblock, sondern in der imposanten Civetta-Nordwestwand.
Dies ist meiner Meinung nach nicht ganz richtig, da bereits der Würzburger Oswald Gabriel Haupt mit Karl Lömpel 1910 an der Kleinen Civetta eine Tour geklettert sind, die nach Reinhold Messner den 6. Schwierigkeitsgrad aufweist. Auch der erste Alpin gekletterte 7. Grad mit den Pumprissen (Reinhard Karl und Helmut Kiene) im Wilden Kaiser kann so nicht stimmen, da bereits der Grödner Kletterer Batista Vinatzer 1932 in der Furchetta Nordwand nach einhelliger Klettermeinung eine Variante geklettert ist, die den 7 Grad aufweist.
Einen weiteren Meilenstein setzten 1933 Emilio Comici und die Gebrüder Dimai an der Nordwand der Großen Zinne, die damals sicherlich schwerste Tour der Welt. Sie wird, frei geklettert, heute mit einer glatten 7 bewertet. 1937 wiederholte Comici diese Route, die seinen Namen trägt, in einer Solobesteigung. Die Comiciführe gilt noch heute als eine der berühmtesten Touren der Dolomiten.
Auch später zogen berühmte Südtiroler Bergsteiger wie die Messner-Brüder und Hans Kammerlander mit aufsehenerregenden Klettereien immer wieder die Aufmerksamkeit der Alpinszene auf die Dolomiten, wo sie das Klettern lernten– eine gute Schule für die großen Wände dieser Welt. Auch im Sellagebiet waren sie und ihr berühmter Kollege Luis Trenker aktiv und erschlossen dort mehrere Routen. Viele von ihnen zählen immer noch zu beliebten Kletter-Klassikern, die ihren alpinen Charakter behalten haben: Solide, zuverlässige Bohrhaken-Absicherungen sucht man hier vergeblich. Auch wenn man leichtere Touren anvisiert, dürfen Rebschnüre, Klemmgeräte und – Keile am Gurt sowie ein wenig alpine Erfahrung in den Knochen nicht fehlen. Dann aber gibt es für jeden Klettergeschmack die richtige Route, ob im III. oder VII. Grad.
Allgemeine Hinweise
Höhenangaben: Die angegebenen Zahlen stammen zum größten Teil aus aktuellen Ausgaben der Topografischen Tabacco-Karten und wurden aus den angeführten Kletterführern entnommen.
Schwierigkeitsbewertung: Die Routen sind gemäß der in den Dolomiten gängigen UIAA-Skala bewertet und sämtlich den angeführten Führern entnommen. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass es trotzdem unter den einzelnen Führern zu erheblichen Abweichungen kommen kann. Als Bespiel sei die Vinatzer-Führe am Sass dla Luesa genannt. Im Buch " Reinhold Messners Kletterfavoriten" von Ivo Rabanser wird diese Tour mit maximal 6+, im Führer von Mauro Bernadi " Klettern in Gröden und Umgebung" maximal mit 6- angegeben.
Hier kann man klar erkennen, dass die Bewertung von Kletterrouten eine reine subjektive Angelegenheit ist. Für mich war die Schlüsselstelle eine glatte 7-.
Ferner will ich aus eigener Erfahrung darauf hinweisen, dass selbst eine IV-Tour in den Dolomiten zu einer gefährlichen Sache werden kann, da in den meisten Routen keine Bohrhaken und selbst Normalhaken nur sehr spärlich vorhanden sind. Zum größten Teil müssen über längere Passagen Zwischensicherungen in Form von Schlingen, Friends oder Keilen gelegt werden.